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Historia domestica (Aufzeichnungen von Pfarrer Caspar Roth, 1802)

Historia domestica continens notata digma, que tum ecclesiam tum parvesiam concernunt inchoata à casparo Roth tum temporis parocho 1802

Wissenswürdige Heimatgeschichte, betreffend die Kirche, aufgezeichnet von Caspar Roth, in seiner Zeit als Pfarrer 1802

 

 

§ I ens

Die Brücklinger Kirche ist eine uralte Pfarrkirche, der wie aus vielen darin noch vorhandenen alten Tauf- und Copulations-Matrikeln zu ersehen ist, so war diese Kirche schon eine viele Jahrhunderte bestehende Pfarrkirche. Anno 1654 wo noch Saitz zu diesem Kirchspiel gehörte, noch mehr lässt das Altertum dieser Kirche aus deren Altertumsschriften abersehen, die in Vorschein kamen, als ich Caspar Roth im Jahr 1802 im Monat Juli die sehr schwarze Kirchenmauer abkratzen und neu putzen und auch weißen lies, denn da wurde unter der neuen abgekratzten Weißungen an dem letzten Anwurf des Gewölbes und zwar an dem Innenpfeiler über dem hohen Altar die Inschrift gefunden, dass von da bis zur Kanzel anno 1254 neue Kapitele /: vermutlich :/ mit einem Seelsorger geistlichen bestanden seien. Anno 1468 wurde das Stück von der Kanzel bis zum Chor vergrößert, und dann consecriert. (geweiht) Anno 1754 wurde die Sakristei hinter dem Hohen Altar und das Figuralchorrund wieder neu zugebaut, dass also diese damals bestehende Kirche nach und nach erweitert worden ist.

§ II ens

Diese Kirche samt dem Ort gehörte von alten Zeiten her dem berühmten Zisterzienserstift Wehlehrad - und obschon der Ort Prittlach verpfändungsweise an das fürstliche Gut Liechtenstein gekommen war – so blieb doch die Präsentation des Pfarrers benanntem Stifte, warum diese Pfarrei auch immer /: und zwar bis zur Aufhebung dieses Stiftes anno 1784 :/ mit Stiftsgeistlichen dieses Klosters besetzt ward, - der letzte Pfarrer aus diesem Stift war Vincentius Franciscus Edler von Richardt des Römischen Reiches Ritter. Er verstarb 1799 am 5. Februar.

§ III tius

Der letzte von Seiner Majestät dem Kaiser Franz dem II ten ernannten und unter das Patronatsrecht des Religionfondes stehende Pfarrer war Caspar Roth aus dem ebenfalls aufgelösten Stift Kloster Bruck an der Taya des Prämonstratenser Ordens, dieser nachdem er verschiedene ansehliche Kinder im Frauenstift ............und auch acht Jahre in der Seelsorge gearbeitet hatte, wurde auch aufgehobener Stiftsgeistlicher nach Großteurowitz im Jahr 1785 als Lokalkaplan bestimmt wo er als der letzte Seelsorger dieser Gemeinde 14 Jahre vorstand. Als Prittlacher Pfarrer wurde er investiert am 29 ten Mai 1799 und nach Prittlach kam er am 28 ten Juni und machte den Anfang seines Pfarrlichamtes im des Apostel Petrus in Prittlach.

§ IV tus

Benannter Pfarrer fand vieles zu reparieren in seinem Hause noch mehr an seinen Gründen die ganz verwüstet waren. Er musste also gleich vieles zur Verbesserung des Hauses, noch mehr zur Verbesserung der Gründe von seinem wenig ersparten verwenden, und glaubt die Sache nicht zu überbrücken wenn er sagt: das er die ersten drei Jahre über 300 fl. auf Haus und Gründe verwendet hat indem er unter anderem das Langviertel zur Hälfte aussetzen und zum Weingarten machen dann aus dem sogenannten Garten Acker /: der ihn über 80 fl. kostete :/ umzäunen ließ.

§ V tus

Auch die Kirche möchte der neu angekommene Pfarrer verbessern denn die Mauern waren schwarz wie in einer Kuchel und die Sakristei war schlecht eingerichtet besonders in der weißen Wäsche – er verwendete also nach Möglichkeit und nach Befragung des Kirchenpräsidiums seine Sorge auf die weiße Wäsche – und ließ also gleich neue Altartücher, Corporalien, Rochetten , Alben und andere zum Gottesdienste erforderlichen Notwendigkeiten machen.

§: VI.

Im Jahr 1801 den 2 ten Mai visitierte Sr: fürstlichen Gnaden Vicentius geborener Graf von Schrattenbach Brünner Bischof die hiesige Kirche. Er erteilte das heilige Sakrament der Firmung und speiste auf Mittag bei dem Pfarrer.

§: VII mus

Im Jahr 1802 ließ benannter Pfarrer, die inneren Kirchenmauern abkratzen putzen und weißigen, auch die Fenster zum Teil neu machen wie er schon ein halbes Jahr vorher auch die alte Sakristei innerlich putzen und weißigen lassen – auch ließ er darauf ein neues Schindeldach machen. - Ebenso ist auch das vorschriftsmäßige Hl. Grab unter ihm verfertigt worden.

§:VIII

Notatum speziale: Bei Durchlesung der alten Kirchenmatrikeln fand ich angemerkt: dass Saitz wirklich einst zu dem Briklinger Kirchspiel gehörte im Jahr 1687 dem 31. März zur oesterlichen Zeit von Prittlach abgesondert worden sei : zur selben Zeit war Pfarrer von Brikling und Saitz Herr Pater Carolus Schmid aus dem Zisterzienserstift Ohser ? :qui voluet etriam separationem et ? und Brickling separatum Ludimagister erat Augustinus Haus gebürtig von Odrau.

1805

§: IX

Dieses achthundertfünfte Jahr endigte sich mit einem fürchterlichen und verheerenden Kriege, welcher zwischen ganz österreich allein mit Russland und Frankreich der das zweite mal ausbrach und für ganz österreich unglücklich ausfiel, denn innerhalb von zwei Monaten wurde die österreichische Arme durch verschiedene Unfälle bei Ulm geschlagen und zerstört und durch die übermacht der Franzosen zurückgedrängt so dass im Monat November ganz österreich mit der Hauptstadt Wien dann Mähren mit Brünn ganz mit Franzosen besetzt war. Am 2. Dezember fiel in einer merkwürdigen Schlacht bei Austerlitz zwischen den österreichischen mit denen Russen vereinigten Heer und diesen Franzosen, welche Schlacht von den Franzosen /: obschon Sie eine erschreckliche Niederlage erlitten/ doch insoweit glücklich ausfiel, dass sie das Schlachtfeld erhielten. Gleich darauf wurde zwischen den deutschen und französischen Kaiser welche beide bei der action gegenwärtig waren /:ohne wird Brünn eine persönliche Unterredung erhalten und ein Waffenstillstand geschlossen, worauf in Verträgen der Friede zwischen österreich und Frankreich geschlossen wurde. Gott sei gebenedeit, dass mich und meine Pfarrgemeinde bei diesem schrecklichen Krieg wieder so väterlich beschützt hat; - denn obschon auch hiesiger Ort durch drei Tage 14 hundert Mann feindliche Truppen ernähren, wie auch ich als Pfarrer einen Obristen mit Name Zèc einquartiert hatte, dann 17 badische versorgen musste, so ist uns doch überwiegend bei weitem nicht widerfahren, worüber sich andere Ortschaften beklagen mussten.

Als Kaspar Roth ?? hiesigen Pfarrer starb den 7. Mai 1827 ?? Lokalkaplan Wenzel Nieslein gebürtig von Nickolsburg als Pritlinger Pfarrer nachfolgte. ?? 7. October 1827 für die dortige Pfarrei investiert und bis 20. n. M. ?? fing er seine Seelsorge auszuüben an. Das Pfarrgebäude war in einem solchen schlechten Bauzustand, dass er und ?? wohnen gekönnet. Im unteren Trakt alle Zimmer bis auf den Grund abhauen, verwerfen, malen alle Fenster, Ofen, Thüren bis auf das Gesindezimmer neu herzustellen bemüßiget war. Nicht minder gepflegt waren Fenster, Ofen und Thüren im oberen Stockwerk, die aber Benefizial im Jahr 1833 vor der Generalvisitation /: die von dem Hoch-Hochgeborenen Herrn Franz Anton Gindel Urban Menzel Ritter von Stuffler ? , Brünner Bischof im Monat abgehalten wurde :/ größtenteils aus eigener ?? Antikenfond mit Reparaturen 102 Gulden 36 ? bewilliget Wohin ohne Roß gegen 350 f ? betrugen. Die Kirche ist am Gewölbe wegen der Schwere des Ziegeldaches eingestürzt ?? .Die Fenster waren alt, die ? erneuert, daher ist alles im Jahr 1832 durch Sammlungen und Guthaben neu hergestellt worden. Die Paramente waren größtenteils abgenutzt die teilweise mit neuem Unterfutter verbessert und Legat 2 Stück von schönen Gold in Seidenstoff vermehrt wurden. Ebenso unterlag die Kirchenkrypta einer bedeutenden Verbesserung.

 

Bei diesen Aufzeichnungen handelt es sich um einen Zufallsfund in den Prittlacher Kirchenbüchern. Insbesondere die letzte Seite konnten wir noch nicht vollständig entziffern. Für Unterstützung bei den noch fehlenden Textpassagen wären wir sehr dankbar. Die Bilder dürfen gern durch Anklicken mit der rechten Maustaste heruntergeladen werden, sie lassen sich dann vergrößert anzeigen.